Und schon wieder ein Ring mehr an den Bäumen. Wieder ein Jahr um, das schneller an uns vorbeizog, als wir es uns alle vorstellen konnten. Wieder ein Jahr, in dem sich vieles verändert hat und irgendwie doch alles beim Alten geblieben ist – Zeit also für einen Jahresrückblick. Und wenn das hier ein gewöhnlicher Rückblick werden würde, dann würde es wahrscheinlich ein Problem geben: Besonders positiv und optimistisch dürfte er eigentlich nicht ausfallen. Besonders positiv sind Jahresrückblicke eigentlich nie, wenn man mal darüber nachdenkt. Eigentlich geht es immer nur darum, wer gestorben ist, wo es politische Krisen, Massenmorde und Anschläge, Naturkatastrophen und Skandale gab. Das ist in diesem Jahr nicht anders, denn gerade politisch sieht die Lage momentan weltweit ja alles andere als rosig aus. Also bleibt uns gar nichts anderes übrig, als über diesen Umstand einfach mal hinwegzusehen und die Dinge zu betrachten, die 2017 wirklich gut waren. Oft sind es ja auch die kleinen Dinge, die uns eine Freude machen. Gut zu wissen beispielsweise, dass wir noch nicht im Klimawandel versunken sind. 2017 hatte einen Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Wirklich sicher konnten wir uns da ja nicht sein. Auch dass wir uns Stand heute noch nicht in einem Weltkrieg befinden, war und ist alles andere als garantiert.
Aber mal im ernst: Es ist schon verwunderlich, wie wenig Schönes einem so einfällt, wenn man kurz über die vergangenen zwölf Monate sinniert. Wer im Internet nach einem „Jahresrückblick“ sucht und auf eines der ersten Ergebnisse klickt, dem wird schnell auffallen, dass dort fast ausschließlich Bedauernswertes auftaucht. Im Bilderrückblick eines bekannten regionalen Medienunternehmens sind unter den 75 Einträgen des Jahres keine fünf dabei, die einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern oder eine angenehme Erinnerung bescheren würden. Stellt sich die Frage: Warum eigentlich? Haben diese einseitigen Darstellungen in den Medien damit zu tun, dass gezielt in eine Richtung gelenkt werden soll? Es ist unter Journalisten zwar makaber, aber schließlich kein Geheimnis, dass sich nichts so gut verkauft wie Skandale, Unfälle und Tote. Sind wir Menschen einfach so gepolt, dass wir uns im Rückblick zuerst an die schlechten Dinge erinnern? Oder passiert auf der Welt tatsächlich immer nur Schlechtes? Daran mag ich eigentlich nicht glauben.
Mein Auftrag und erster Vorsatz für das neue Jahr lautet daher: Seht die Dinge doch einfach mal positiv. Merkt euch und schreibt auf, was für schöne kleine und große Sachen im Alltag passieren. Denn während wir uns das Schlechte scheinbar problemlos merken können, gerät das Gute leider oft in Vergessenheit, wenn wir es nicht festhalten. Und wir wollen ja schließlich alle nicht, dass auch der kommende Jahresrückblick für Bauchschmerzen sorgt.
Christos Pasvantis