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Zu Ostern werden natürlich hauptsächlich Kinder beschenkt. Mit ihnen ist das Ostereiersuchen im Garten ein großer Spaß für die ganze Familie. Schon Wochen vor dem Osterfest steigt die Spannung, bis dann endlich am Ostersonntag in der Früh der Garten nach Kostbarkeiten durchstöbert wird. Und wenn der Osterhase schön fleißig war, findet sich hinter Büschen und Sträuchern in kleinen Körbchen nicht nur ein Schokoladenhase und buntbemalte Ostereier, sondern kleine Spielsachen oder ein Buch. Aber nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen sollte man zu Ostern eine Überraschung bereiten. Da kommt zum Osterfrühstück eine kleine Überraschung besonders gut an.
Mit österlichen Geschenkideen wie leckerem Likör, Pralineneiern, einem dekorativen Blumen-Ostergesteck, einem hübschen Windlicht für erste Frühlingsabende, einer Pflanze für Gartenliebhaber, einem schönen Buch oder einem Wellnessgutschein landet man bestimmt einen Treffer.
Ostern steht unmittelbar vor der Tür und nach langer und ausführlicher Recherche im Internet, bei der Antworten wie „Ostern ist das Fest des Heiligen Schokohasen“ zutage gefördert wurden, habe ich beinahe kurz vorher noch das Vertrauen in die Menschheit verloren.
Aber wie man so schön sagt: „Kindermund tut Wahrheit kund.“
Kennen unsere Jüngsten die Antworten auf „Warum feiern wir Ostern? Was hat es mit den bemalten Eiern und Co. auf sich?“ Das gilt es herauszufinden bei einem Osterinterview im Kindergarten - wollen wir doch mal sehen, ob die Kinder schlauer sind als alle von euch!
Im Stuhlkreis schauen mich riesige Kulleraugen erwartungsvoll an. Ich lächle in die Runde und stelle meine erste Frage: „Wisst ihr was über Ostern?“
Kollektives Nicken. Meine Hoffnung steigt… und wird schnell zerschmettert. Im Handumdrehen haben sich die Kinder geeinigt, dass man an Ostern nicht weniger als die Ankunft des Osterhasen zelebriert…, der die Eier zuerst sechs bis zehn Minuten auf Stufe neun kocht, dann anmalt und verteilt. Mmh, okay, das ist in irgendeiner Weise ja doch tatsächlich praktisches Wissen und auch wenn einer der Jungs das Eiweiß lieber „glitschig“ mag, sieht er doch ein, dass die Eier gekocht werden müssen, damit sie nicht kaputt gehen - das zeigt einem schließlich Bildungsmusik wie „Stups der kleine Osterhase“.
Recht hat er! Merkt es euch, Leute! Aber das Interview hat ja gerade erst begonnen: Was ist zum Beispiel mit Osterbräuchen? Auch kein Problem für die Kids: Man sucht Eier (WAS DENN SONST?!), backt Kuchen, Muffins sowie Cookies mit Marmelade und von Osterlamm haben wir auch schon mal was gehört? „Ja, das macht mein Papa immer. Mit viel Pfeffer!“ Jawoll, auf den Zug springen direkt ein paar auf, Lammbraten finden hier alle super. So super, dass es direkt der gewünschte Osterbrauch Nummer 1 wird, gleich nach einer großen Party inklusive Eiersuchen, Waffeln mit Eis essen und mit einem Korb auf dem Rücken durch die Straßen hüpfen. Als Hasenrudel, versteht sich. (Gefällt mir, die Idee.)
Von der Fastenzeit haben die Kids jedoch noch nie was gehört. Für alle, die sich da anschließen würden: Sie beginnt mit Aschermittwoch, ist lang und hart und bedeutet sechs Wochen Verzicht auf irgendetwas Leckeres. Ich sehe den puren Horror in den Gesichtern der Kinder. „Wer erfindet denn sowas?“ Gute Frage, hab ich auch nie verstanden.
Nachdem wir geklärt haben, was wir alles so gerne essen, erstellt jeder seine persönliche Liste an Dingen, auf die man nie verzichten sollte. Eier, Orangen, Kakao, Waffeln, Lego, das Privileg auf einen Griff in die Gummitierkiste und Kuchen in Dinosaurierform. Absolut verständlich. Wir einigen uns darauf, einfach niemals zu fasten und dann plötzlich höre ich von einem Kind etwas, das klingt wie „Jesus“. Was war das? Jesus? JA! Das geht in die richtige Richtung! Ich zücke meinen Stift - „Noch mal zurück zum Anfang, ihr Lieben, warum feiern wir Ostern? Irgendwelche Theorien?“ Ich gucke den „Jesus“-Jungen freundlich an. Er lächelt zurück. Ich lächle breiter. Er auch.
„Jeee…?“ - „…sus?“
JA! Was ist mit dem?
„Jesus ist da… gestorben!“
Verdammt! Knapp daneben ist halt auch vorbei. „Wirklich?“, frage ich, mein letzter Versuch. „Ihr feiert Jesus’ Tod, indem ihr ganz viel Schokolade esst? Das ist ja ganz schön gemein, gebt ihr ihm denn gar nichts ab?“Die Kinder gucken mich nachdenklich an. Ein Junge knickt ein. „Stimmt, wir würden ihm was abgeben.“ „Nö, das Leben ist hart“, sagt der zweite im Brustton der Überzeugung. Das klingt einleuchtend für den Rest: „JESUS SOLL SEINE SCHOKOEIER SELBST EINKAUFEN!“, sind sich die Kids einig.
„Er könnte die doch eh nicht mehr essen, wie der da am Kreuz hängt.“
Wohl gesprochen, wäre ja eine Schande, wenn Jesus auferstehen würde und dann auf einmal doch Schokoeier mitessen könnte. Das sollte man auf gar keinen Fall feiern! Gut, dass Ostern also doch Jesus’ Tod markiert - in die Kirche gehen einige an Ostern aber trotzdem.
Ein bisschen Mitleid sollte dem lieben Kerl schließlich doch entgegengebracht werden, dafür dass er so lange gefastet hat und jetzt gar nicht mehr damit aufhören kann.
„Das Leben ist hart.“ Amen.
Emily Bredtmann