Jetzt, wo es so langsam, aber sicher wieder auf die schönere der beiden Jahreshälften zugeht, es draußen anfängt zu blühen und die Tage länger sind, kehrt bei mir auch die Lust auf frisches Obst und Gemüse zurück. So habe ich mich letzte Woche sehr gefreut, als ich im Supermarkt meines Vertrauens endlich mal wieder leckere Erdbeeren gesehen habe – und natürlich sofort zugeschlagen.
Vielleicht hätte ich vor dem Kauf besser genau hin sehen sollen, denn zu Hause fiel mir auf, dass die Beeren am Ansatz schon noch ein wenig unreif waren. Beim Aufschneiden stellte ich fest, dass das Weiße von innen sogar deutlich überwog. Dementsprechend schmeckten die Erdbeeren nach, nun ja, nichts – die Lust auf Obst und Sommer war mir für einen kurzen Moment wieder vergangen.
Den Fehler habe ich im Nachhinein natürlich bei mir selbst gesucht. Denn wer meint, Ende März Erdbeeren kaufen zu müssen, der muss sich nicht wundern, wenn das Obst am Ende nur nach Wasser schmeckt. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass der Luxus, dass wir Obst und Gemüse mittlerweile zu jeder Jahreszeit an jeder Ecke des Planeten kaufen können, zu Lasten des Geschmacks geht. Wahrscheinlich hat das meiste Gemüse, das im Supermarkt liegt, noch nie die Sonne gesehen, sondern ist über den Winter in belgischen und holländischen Gewächshäusern mit giftigem Dünger hochgezüchtet worden. Wahrscheinlich wissen heutzutage viele Menschen gar nicht mehr, wie Erdbeeren, Gurken und Paprika eigentlich schmecken können.
Am deutlichsten fällt mir das immer dann auf, wenn es im Sommer wieder Tomaten gibt. Und mit Tomaten meine ich die echten, die richtig frischen Tomaten, die meine Mutter im Garten anbaut. Die, die man ohne Angst vor Spritzmitteln direkt vom Stil essen kann und die mit ihrem würzigen und saftigen Geschmack überzeugen. Jeder, der so eine Tomate probiert, wird sich im ersten Moment schwören, nie wieder sogenanntes Gemüse aus dem Supermarkt zu kaufen. Dass dieses Versprechen nicht lange hält, ist logisch. Und trotzdem habe ich jetzt, wo ich die erste Erdbeeren-Enttäuschung des neuen Jahres hinter mir habe, einen Entschluss gefasst: Es muss ja nicht immer das selbst angebaute Gemüse oder Obst aus dem Garten sein. Es müssen aber bestimmt auch nicht immer die 40-Cent-Beeren oder 20-Cent-Zwiebeln vom Discounter sein – und schon gar nicht im Winter. Auch hier in der Region gibt es genug Bauern, Biohändler und Märkte, die frische Produkte aus der Region dann anbieten, wenn sie auch wirklich frisch vom Feld kommen. Du bist schließlich, was du isst. Und wer will schon ein importiertes Billiggemüse mit fahler Haut, schlechtem Geschmack und ohne Inhalt sein?
Christos Pasvantis