Die Freiwillige Feuerwehr ist eine der größten ehrenamtlichen Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland. Wir haben mit Frank Baum, der seit über 30 Jahren im Einsatz und seit 2006 Leiter der Feuerwehr in Korschenbroich ist, ein Interview geführt.
IN: Sie sind Leiter und Stadtbrandinspektor der Feuerwehr Korschenbroich, was ist Ihr Aufgabengebiet?
F. Baum: Alles von A bis Z, was die Feuerwehr betrifft. Personal- und Einsatzplanung, Beschaffung von Gebrauchsgütern, Lehrgangsplanungen, eben alles was zur Feuerwehr-Sachberarbeitung zählt.
IN: Sind Sie Leiter von allen Stadtgebieten in Korschenbroich?
F. Baum: Ja, wir haben in Korschenbroich drei Löschzüge und drei Löschgruppen. das heißt wir verfügen hier über sechs Standorte der Feuerwehr, die ich alle leite. Das sind die Löschzüge Korschenbroich, Kleinenbroich und Glehn und die Löschgruppen Herrenshoff, Pesch und Liedberg.
IN: Über wie viele Feuerwehrleute verfügt die Stadt Korschenbroich?
F. Baum: Insgesamt sind es 360 Mitglieder. 290 freiwillige Feuerwehrleute, in der Jugendfeuerwehr haben wir 50 Mitglieder und die sogenannte Blaulichtgruppe, das sind 20 Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren, die spielerisch an die Feuerwehr herangeführt werden. Bei unseren Kindern und Jugendlichen wird natürlich darauf geachtet, dass sie keinerlei Gefahrensituationen ausgesetzt werden. Für sie finden gezielte Übungen statt, aber auch Unternehmungen, wie beispielsweise ein Ausflug ins Phantasialand.
Eigentlich bewegt sich die Jugendfeuerwehr im Alter von 10 bis 18 Jahren, aber bei uns können sie schon mit 17 Jahren den Feuerwehrlehrgang zum Feuerwehrmann absolvieren.
IN: Wie viele Einsätze gab es im vergangenen Jahr und was sind die häufigsten Ursachen für Einsätze?
F. Baum: 2017 hattet wir 660 Einsätze. In der Regel sind das Einsätze, die sich auf Hilfeleistungen beziehen, z.B. bei Starkregen mit vollgelaufenen Kellern, Rettungen von Tieren, Beseitigung von Ölspuren, Verkehrsunfälle, bei denen Personen befreit werden müssen, sowie den Unfallort von ausgelaufenem Betriebsmittel reinigen und natürlich Brände in Häusern oder Einsätze von Rauchmeldern.
IN: Wieso geht bei manchen Einsätzen die Sirene?
F. Baum: Natürlich kommt es darauf an, was passiert ist und wie schwerwiegend der Einsatz ist. Aber mit der Sirene soll die Bevölkerung sensibilisiert werden, und falls der Einsatz nachts ist, dass die Feuerwehrleute schnell alarmiert sind.
IN: Was raten Sie unseren Lesern, im Brandfall zu tun?
F. Baum: Das kommt natürlich auf das Ausmaß des Feuers an, kleine Flammen kann man mit einer Löschdecke ersticken, doch wer hat schon eine Löschdecke im Haushalt. In der Regel raten wir: Ruhe bewahren, die 112 wählen und auf jeden Fall schauen, dass alle schnell das Haus verlassen, denn Rauchgas einatmen kann nicht nur schädlich, sondern auch tödlich sein. Viele wollen noch schnell ihre wichtigsten Dokumente in Sicherheit bringen. Dabei setzen sie sich häufig lebensgefährlichen Situationen aus. Um solchen unnötigen Gefahrensituationen entgegenzusteuern, ist es ratsam, einen feuerfesten Tresor im Haus oder Büro zu installieren. Alles ist ersetzbar, aber kein Menschenleben. Also sollte keiner den Helden spielen, sondern ab nach draußen und den Rest der Feuerwehr überlassen. Vor dem Löschen hat das Retten von Menschenleben auch bei uns höchste Priorität. Wichtig ist uns, dass wir am Brandort genauste Info bekommen, wo im Haus noch Menschen sind, um schnell reagieren zu können.
IN: Was war bisher Ihr schlimmster Einsatz?
F. Baum: Im letzten Jahr ein Autounfall auf der B230 mit drei Toten.
IN: Bekommt man das Erlebte wieder aus dem Kopf?
F. Baum: Wir haben mit Kaarst gemeinsam ein eigenes PSU-Team (psychosoziale Unterstützung). Zwölf unserer Kameraden haben eine Zusatzausbildung als Assistent für PSU. Das Schöne dabei ist, dass unsere Einsatzkräfte es nicht mit fremden Personen zu tun haben, wenn Hilfe nötig ist, sondern sie diese in den eigenen Reihen finden. Unser PSU-Team steht für Kameraden von Kameraden.
Es gibt aber auch Einsätze zum Schmunzeln, so wie die Rettung einer laut quakenden Ente in einem Kleidercontainer, die sich bei der Bergung als ein Kinder-Entenangelspiel entpuppte, welches dort entsorgt wurde und durch das Einwerfen weiterer Kleidersäcke hat sich wohl der Startknopf ausgelöst. Die Szene wurde sogar für RTL nachgedreht.
IN: Abschließend möchten wir uns bei Frank Baum für das Interview bedanken. Auf dieser Weise erhielten wir einen kleinen Einblick in das Thema Feuerwehr, die so Großes für unsere Bevölkerung leistet.
WIR SUCHEN DICH!
Zur Zeit sucht die Feuerwehrwache Glehn noch Jugendliche. Wer also mindestens 10 Jahre alt, motiviert und engagiert, ein Teamplayer und interessiert an Technik, Jugendarbeit und neuen Freunden ist, kann uns gerne dienstags von 18 -20 Uhr an der Sandkaule 5 in Korschenbroich besuchen. Ansprechpartner sind Daniel und Maik Heyers oder schreibt eine E-Mail an info@feuerwehr-korschenbroich.de