Eines vorneweg: Diese Zeilen entstehen schon, bevor sich das Schicksal unserer deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM entschieden hat. Es sind also, wenn Sie dieses Blatt in den Händen halten, drei Szenarien möglich: Deutschland könnte die fulminante Wende geschafft haben und nach dem blamablen Auftaktspiel gegen Mexiko alle Kritiker – und davon gibt es im Inland jetzt gerade so ungefähr 82 Millionen – verstummen lassen haben. Sie könnte sich wieder als amtierender Weltmeister präsentieren. Möglichkeit zwei versetzt uns hingegen zurück in eine graue Vorzeit. Ist es tatsächlich möglich, dass wir, die größte Fußballnation überhaupt, das Achtelfinale verpassen? Und, was sogar noch schmerzhafter wäre: Sind wir vielleicht so schlecht, dass wir das Achtelfinale gar nicht verdient haben? Am wahrscheinlichsten ist für mich hingegen Option Nummer drei: Deutschland wurschtelt sich irgendwie und wenig begeisternd durch die Gruppenphase und hangelt sich mit leeren Interviewphrasen wie „Wir denken von Spiel zu Spiel“ und „Jetzt fokussieren wir uns voll auf die nächste Aufgabe“ doch ins Endspiel. „Wir Deutschen sind eine Turniermannschaft“, heißt es ja schließlich nicht umsonst seit Jahrzehnten.
Unabhängig davon, wie es nun tatsächlich läuft – oder schon gelaufen ist -, gilt für mich schon jetzt eine Erkenntnis: Wir haben kein Recht auf guten Fußball. Es gibt keine Garantie für Erfolg und dafür, immer als Favorit zu gelten. Vielleicht haben wir halt nicht jedes Mal die Spieler, die fußballerisch und charakterlich herausragen. Womöglich macht auch unser Trainer mal einen schlechten Job und schenkt den falschen Spielern das Vertrauen. Das ist doch das Schöne am Sport und der Grund dafür, warum die Bundesliga so langweilig geworden ist: Am meisten Spaß macht es, wenn jeder gewinnen und niemand sich sicher sein kann. Hoffen wir also, dass „Die Mannschaft“ noch den Sprung schafft und uns wieder begeistert.
Falls nicht: Es gibt auch noch genug andere (bessere) Mannschaften, denen man gerade zusehen kann. „Dabei sein ist alles“ heißt nicht umsonst das olympische Motto – an dieser Stelle noch mal einen schönen Gruß an unsere Nachbarn aus den Niederladen. Und wenn wir dann wirklich aus dem Turnier geflogen sein sollten, gibt es immer noch eintausend schöne Dinge, die man in einem Sommer am Niederrhein unternehmen kann: Fahrrad fahren, spazieren gehen, Feste feiern oder Freunde zum Grillen einladen – dabei sieht man in diesem Fall dann auch garantiert keine Fußballspieler mehr im Fernsehen, die einem die gute Stimmung verhageln.
Christos Pasvantis