Die aktuelle Lage ist für uns alle besonders. Auch für Bürgermeister Marc Venten ändert sich das Tagesgeschäft. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt – natürlich digital und ohne direkten Kontakt.
Sind Sie und Ihre Familie bis jetzt gesund durch die Krise gekommen?
Ja, wie die meisten Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sind wir zum Glück bisher gesund geblieben.
Wie haben Sie bisher den Lagerkoller umgangen?
Der hat sich gar nicht eingestellt. Wir können in unserem Garten viele Projekte umsetzen, die als Ideen schon lange in unseren Köpfen waren. Jetzt hatten wir auch die Zeit dazu, beispielsweise endlich ein Hochbeet anzulegen.
Wie hat die Corona-Krise Ihren Berufsalltag verändert?
Er ist digitaler geworden. Vorher habe ich noch nie an einer Videokonferenz teilgenommen, nun findet diese Form der Zusammenkunft beinahe täglich statt. Den Landrat und die Bürgermeisterkolleginnen und –kollegen aus dem Rhein-Kreis Neuss treffe ich jetzt beinahe alle zwei Tage, früher alle zwei Monate. Wenn man gezwungen ist, diese technischen Möglichkeiten zu nutzen, dann stellt man fest, dass sie Vorteile bringen und gar nicht so kompliziert sind, wie vielleicht vorher mancher glaubte. Ein vollwertiger Ersatz sind sie aber nicht: Ich vermisse die persönlichen Begegnungen, die Besuche der Jubilare, die Abend- und Wochenendtermine. Und natürlich muss ich mich jetzt – leider – mit völlig anderen Dingen befassen als in normalen Zeiten.
Wie viele bestätigte Covid-19-Fälle gibt es in Korschenbroich?
Wir haben ungefähr einen Fall auf tausend Menschen – die genauen Zahlen und viele weitere Informationen finden sie im täglichen Update auf unserer Homepage www.korschenbroich.de
Sehen Sie eine wirtschaftliche Krise auf Korschenbroicher Unternehmer zukommen?
Die Auswirkungen sind zum jetzigen Zeitpunkt schwer abschätzbar. Aber ich gehe davon aus, dass fast alle betroffen sind, in unterschiedlichem Maße. Vor allem die Gastronomie und viele Einzelhändler sind hart getroffen. In zwei Monaten wird man das klarer sehen können.
Wie wichtig ist Heimat Shoppen gerade jetzt?
Extrem wichtig. Wir müssen unser Bewusstsein dafür schärfen, dass jetzt nicht der Onlinehandel unsere Unterstützung braucht, sondern vielmehr der Einzelhandel vor Ort, wenn wir das vielfältige Angebot mittel- und langfristig weiterhin erhalten wollen.
Sind Maßnahmen oder Aktionen geplant, um die lokalen Gewerbetreibenden zu unterstützen?
Zu unseren wichtigsten Maßnahmen, die direkt Mitte März gestartet sind, zählt unsere Informationspolitik. Die Wirtschaftsförderung der Stadt versorgt die Gewerbetreibenden täglich mit neuen Hinweisen auf die Rechtslage und auf mögliche Fördertöpfe. Wir haben auf der Homepage ein Portal gestartet, in dem alle Geschäftsleute ihre aktuell machbaren Leistungen darstellen können. Und wir haben ein Prämiensystem auf die Beine gestellt, das lokale Einkäufe belohnt. Zu diesem Gesamtpaket haben wir bereits sehr viele positive Rückmeldungen erhalten.
Was bedeutet die Krise finanziell für die Stadt. Befürchten Sie einen Einbruch bei den Steuereinnahmen?
Ja. Positiv ist für uns, dass wir breit aufgestellt sind und nicht von wenigen großen Firmen abhängig sind. Aber dennoch spüren wir die Auswirkungen schon jetzt.
Kann die Stadt Korschenbroich das schultern?
Wir werden das schaffen und erhalten dabei auch Unterstützung. Das Land NRW hat ja bereits Maßnahmen vorgesehen und veranlasst, um den Kommunen unter die Arme zu greifen.
Wie soll es Ihrer Meinung nach mit den kulturellen Großveranstaltungen in unserer Region weitergehen?
Bis zum 31. August stellt sich diese Frage nicht, denn die Vorgaben sind klar formuliert. Danach muss man weitersehen.
Wenn Sie ein Lob aussprechen möchten, ginge das an wen und warum?
Mein Lob geht zunächst an alle Bürgerinnen und Bürger, die mit großem Verständnis und hoher Flexibilität auf die Ausnahmesituation reagiert haben und sich mehr als kooperativ zeigen. Das ist wirklich beachtlich. Danken möchte ich auch den Geschäftsleuten, die kreativ mit der Krise umgehen und Zuversicht statt Pessimismus verbreiten.
Was können Sie Positives aus der Corona-Krise ziehen?
Das soziale Miteinander in unserer Stadt wird in der Krise einmal mehr deutlich spürbar. Die Menschen sind auf Abstand geblieben und doch zusammengerückt. Schauen Sie sich allein die Initiativen an, die beispielsweise Einkäufe für Senioren anbieten oder ehrenamtlich Mundmasken für die Allgemeinheit nähen. Und es wird das Bewusstsein dafür geschärft, dass alle unsere Freiheiten und unser Wohlstand nicht selbstverständlich sind, sondern bereits durch ein mikroskopisch kleines Virus ins Wanken geraten können. Diese Erkenntnis kann uns langfristig bei der eigenen Lebenseinstellung und der Gewichtung von Problem- und Fragestellungen hilfreich sein.