Das derzeitige Versammlungsverbot trifft leider auch die Aktivitäten des „Korschenbroich liest e.V.“. Weder die Lese- und Erzählrunden in der AZURIT-Seniorenresidenz bzw. der Niederrheinklinik noch die beliebten Singrunden können stattfinden. Und auch die im Mai anstehende nächste Runde des Literarischen Kaffeeklatschs und der Literarischen Ladies‘ Night muss entfallen.
Was allerdings nicht entfallen muss, sondern – im Gegenteil – gerade in diesen seltsamen Zeiten eine wunderbare Option darstellt, ist das Lesen selbst. Die allgemeine Entschleunigung des Lebens schafft Raum, um lesend einmal wieder auf Entdeckungstour zu gehen. Lust auf den einen oder anderen spannenden Krimi? „Korschenbroich liest“ lädt dazu ein, die Fantasie auf Reisen zu schicken und an der Seite von herausragenden Krimiautorinnen und –autoren außergewöhnliche, entlegene Weltgegenden zu entdecken: Von Rita Mielke
Hierzulande viel zu wenig bekannt, dabei eine der ganz Großen der amerikanischen Literatur: Louise Erdrich trägt selbst Indianerblut in ihren Adern und liefert eindringliche, realistische Einblicke in eine Welt, in der jenseits aller Wild-West-Klischees traditionelle Lebensformen und moderner amerikanischer Alltag aufeinanderprallen. Gut zehn ihrer Bücher liegen in deutschen Übersetzungen vor, darunter das fürs Fernsehen verfilmte Auswandererepos „Der Club der singenden Metzger“ oder auch: „Ein Lied für die Geister“: Ein Mann tötet bei der Jagd versehentlich den kleinen Sohn der benachbarten Freundesfamilie. Wie kann man mit einem solchen Unglück weiterleben? Welche Verheerung richtet eine solche Tat an – in der Familie des Täters wie in der des Opfers? Und was, wenn dann auch noch jemand Drittes sich einmischt und eigene Rachepläne schmiedet? Mitreißend, einfühlsam, großartig!
Wer angesichts frühsommerlicher Temperaturen Abkühlung sucht, dem sei an der Seite von Ron Corbett eine Reise ins kanadische Ragged Lake empfohlen, einem Ort, der nahezu menschenleer, von der Außenwelt weitgehend abgeschlossen und im Winter über Wochen eingeschneit ist. Hierhin zwingt ein grausamer Mord an einer dreiköpfigen Familie Frank Yakabuski, einen polnischstämmigen Polizisten und Ex-Soldaten… Wer nimmt es auf sich, in die eisige Einsamkeit zu ziehen, um drei Menschen, darunter ein zweijähriges Mädchen, zu ermorden? Und weshalb zieht es eine Familie in eine solche unwirtliche Gegend? Spannende Fragen – und noch viel spannendere Antworten…
Kuba, Havanna – das ist mehr als Hemingway und Zigarren und Daiquiri. Das wissen zumindest die Fans von Leonardo Padura, einem der profiliertesten und erfolgreichsten zeitgenössischen Krimiautoren. Viele seiner Krimis liegen in deutscher Übersetzung vor. Sein „Havanna-Quartett“ ist als Serie bei Netflix zu sehen. Sein jüngster Roman, „ Die Durchlässigkeit der Zeit“ setzt Paduras bewährten Ermittler Mario Conde auf die Spur einer verschwundenen schwarzen Madonna, führt ihn in die Unterwelt Havannas und zu gerissenen Kunsthändlern und auf Geheimnisse, die bis in die Zeit der Tempelritter zurückreichen. Literarisch anspruchsvoll, hoch spannend, intelligent – und wie immer bei Padura mit einer Mischung aus Melancholie, feinem Humor und philosophischem Tiefgang.