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Von manchen Farben werden wir in diesem Sommer nur träumen können – vom Blau des Mittelmeers, dem intensiven Grün einer Alpenwiese, dem Goldgelb eines Sonnenuntergangs an einem südlichen Himmel. Dennoch müssen wir auf Farben nicht verzichten – denn auch in Buchform können sie unsere Fantasie anregen und auf (Farb-)Reisen schicken. Eine kleine Auswahl an Büchern, in denen es um Farben geht, haben wir für Sie zusammengestellt – auf dass auch Ihr Sommer bunt und fröhlich werde! Von Rita Mielke
Olaf Hajek ist ein Zauberer unter den Illustratoren. Afrikanische Traditionen, südamerikanische Folklore, Volkskunst und Märchen fließen in seinen Bildern zusammen. Flora und Fauna, archaische Symbole und augenzwinkernde Anspielungen verdichtet er zu Bildmotiven, die so unverwechselbar wie einzigartig sind. Das beweist auf Schönste das neue, großformatige „Buch der Blumen“, in dem Hajek, gemeinsam mit Christine Paxmann, zum „Pflanzenerzähler“ wird. In 17 doppelseitigen Porträts stellt er „Pflanzen mit Heilkraft“ vor – von Ananas und Artischocke über Ingwer, Löwenzahn und Mariendistel bis hin zu Wegwarte und Wildrose. Alle Illustrationen zeigen neben der jeweiligen Pflanze immer auch Menschen: Denn es geht Olaf Hajek nicht um die unberührte Natur, sondern um das Miteinander von Mensch und – im Ideal – heilender Natur. Wie heißt es im Nachwort: „Olafs Bilder sind Medizin für die Sinne. Sie machen gute Laune und zaubern ein Leuchten in die Welt.“ Schöner kann man es nicht sagen – ein Buch für alle Sinnesmenschen von 9 – 99!
Christine Paxmann: Olaf Hajeks Buch der Blumen. München: Prestel. 2020. 40 S., 22,00 €
Von den Farben der Natur zu den Farben der Mode ist es nur ein kleiner Schritt. Mode heute lässt keine (Farb-)Wünsche offen. Das größere Problem ist es zu entscheiden, welche Farbe zur jeweiligen Trägerin passt – oder eher auch nicht. Auf der ganzen Welt gibt es wohl nur ganz wenige Frauen, die die gesamte Farbpalette rauf und runter in ihrem Kleiderschrank vertreten weiß – die englische Queen. Ihr und ihrer Garderobe hat die englische Journalistin Sali Hughes einen kleinen Fotoband gewidmet, in dem eindrucksvoll dokumentiert ist, dass bei den Outfits der englischen Königin alle, wirklich alle Farben vertreten waren. Nur eines war und ist eine unumstößliche Grundregel: Welche Farbe auch immer sie zu zeigen pflegt – es muss stets eine perfekte Harmonie von Kleidung und Accessoires gewährleistet sein, von Kleid und Mantel über Hut und Schuhe bis zum passenden Schmuck. Hughes‘ Buch ist Mode- und Zeitgeschichte in einem: Wir begleiten die Queen rund um die Welt zu offiziellen Ereignissen und Familienfesten im kleinen oder großen Kreis, wir steigen mit ihr aufs Pferd und unternehmen eine Landpartie mit ihren Hunden, erinnern uns an die Jugendzeiten der Prinzessin und an die wachsende Familie mit Schwiegerkindern und Schwiegerenkelinnen. Jedes Bild erzählt eine Geschichte – und entführt in eine faszinierende Welt, in der Mode immer auch (geheime) Kommunikation war…
Sali Hughes: Die Farben der Queen. München: Knaur. 2019. 208 S., 12,00 €
Noch einen entscheidenden Schritt weiter zurück geht die englische Journalistin Kassia St. Clair. Denn sie richtet ihren Blick auf die Stoffe, auf jene Materialien also, die in dieser Form nur der Mensch herzustellen vermag: Stoffe, gewebt, gestrickt, genäht und – vor allem – gefärbt sind ein nützliches Mittel gegen Nacktheit, gegen Kälte, gegen Hitze – aber auch eine ästhetische Option sondergleichen. Ob Flachs oder Seide, Wolle oder Kunstfasern: Jeder Stoff erzählt eine eigene Kulturgeschichte. Alle zusammen verdichten sich zu einer alternativen Menschheitsgeschichte. Sicher kein Zufall, dass die Engländerin in ihrem Vorgängerbuch „Die Welt der Farben“ (2017) zum Thema gemacht hat und sich jetzt den Stoffen widmet. Denn ob schwarzer Samt oder rote Seide, jeansblaue Baumwolle oder schimmernd-vielfarbiger Brokat: Im Zusammenspiel von Stoffen und Farben liegt eine ganze Welt der impliziten Botschaften verborgen. Kassia St. Clair hilft mit vielen Anekdoten und spannenden Geschichten dabei, in diese geheime Welt der nonverbalen Kommunikation vorzudringen.
Kassia St. Clair: Die Welt der Stoffe. Hamburg: Hoffmann und Campe. 2020. 416 S., 26,00 €
Sie hat um ihr Leben gemalt, und das im wahrsten Sinn des Wortes: Frida Kahlo, früh an Kinderlähmung erkrankt, als Jugendliche nach einem Unfall Monate lang ans Bett gefesselt und für den Rest ihres Lebens nie mehr frei von Schmerzen, legt ihr Leben in ihre Bilder – mit einer Leidenschaft, für die die intensivsten Farben gerade stark genug sind. Die Geschichte vom Leben und Lieben und Malen dieser einzigartigen mexikanischen Künstlerin, die schon mit 47 Jahren verstorben ist, hat Caroline Bernard zum Stoff eines Romans gemacht. Im Mittelpunkt steht die verzweifelte Liebe Fridas zum Malergenie Diego Rivera, dem sie verfällt, den sie mit 22 Jahren heiratet und von dem sie zeitlebens nicht loskommt, egal, wie schrecklich er sie behandelt. Ein dramatischer Roman, eine dramatische Lebensgeschichte, die den so einzigartigen Bildern Frida Kahlos noch zusätzliche Tiefenschärfe verleiht.
Caroline Bernard: Frida Kahlo und die Farben des Lebens. Berlin: atb. 2019. 400 S., 12,99 €