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Wir sprachen mit Chris Coenen, Inhaber der Salons ColorCode & Haircraft in Kleinenbroich, wie sehr er die Folgen der Krise spürt, welche Maßnahmen und Aufwendungen bewältigt werden müssen und was es mit dem sogenannten Hygiene-Aufschlag auf sich hat.
IN: Sicherlich ist vieles nicht mehr so, wie es vor dem Shutdown im März/April war. Wie haben Sie den Shutdown erlebt?
Chris Coenen: Natürlich war es für alle ein Riesenschock. Keiner wusste so genau, wie es jetzt weitergeht und was noch auf uns zukommt. Ich denke, dass ist allen Menschen so ergangen. Mir war es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich so gut es ging auf die Sache vorzubereiten (insofern das überhaupt möglich war). Vor allem meinen Mitarbeitern und Kunden gegenüber. Wir hatten zum Glück schon früh den richtigen Riecher und haben bereits im März, bevor es überhaupt zum gesetzlich verpflichtenden Shutdown kam, unsere Salons geschlossen, um unsere Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Da zu dem Zeitpunkt noch niemand wusste, wie groß und wie ernst Covid-19
unsere Gesellschaft treffen würde, ging mir die Gesundheit unserer Kunden als auch meines Teams einfach vor. Umsatz ist natürlich für uns alle wichtig, aber die Gesundheit ist wichtiger.
IN: Welche Maßnahmen haben Sie während des Shutdowns ergriffen?
Chris Coenen: Schnell haben wir einen großen Vorrat an Desinfektionsmitteln, Mund-Nasen-Schutzmasken, Handschuhen und Umhängen für die Zeit danach gesichert. Den einzigen Service, den ich in der Shutdownphase für unsere Kunden leisten konnte, war der Verkauf von ColorCode Haarfarben, Produkt- und Gutscheinverkäufen. Ich hatte mir in diesem Zeitraum einen kleinen Tisch vor dem Salon aufgebaut und die Kunden konnten sich auf Termin entweder ihre Farben oder Produkte abholen oder ich habe auf Wunsch ausgeliefert.
IN: Wie ging es Ihren Mitarbeitern in dieser Zeit und mussten Sie jemanden entlassen?
Chris Coenen: Ja natürlich waren alle am Anfang sehr angespannt. Wie sieht es mit Kurzarbeit aus? Bekommen wir unsere Gehälter? Muss jemand gehen? Das waren natürlich alles Sorgen, die wir alle hatten. Mir war es wichtig (auch während des fast 7-wöchigen Shutdowns), dass sich alle sicher fühlen können.
Gott sei Dank mussten wir niemanden entlassen! Wir hatten ein paar Rücklagen gebildet, die ursprünglich in die Renovierung des Haircraft Salons fließen sollten, als auch die Umsätze, die ich während des Shutdowns durch unseren Gutschein,- Farb,- und Produktverkauf generieren konnte. Diese haben wir genutzt, um die Löhne unserer Mitarbeiter für die Kurzarbeiterzeit aufzustocken. Ich möchte mich auf diesem Wege nochmal ganz herzlich bei all unseren Kunden bedanken, die uns in dieser Zeit unterstützt haben und es immer noch tun. Wahnsinn!
IN: Nach fast 7 Wochen Shutdown war der Andrang bestimmt riesig, wie haben Sie das bewältigt und welche Maßnahmen haben Sie getroffen?
Chris Coenen: Klar war der Andrang riesig, aber natürlich mussten auch wir für die Wiedereröffnung ein Hygienekonzept erarbeiten. Wir waren aber zum Glück schon mit allem ausgestattet und hatten bereits alle Umbaumaßnahmen vollzogen. Unsere Teams haben in dieser Zeit und auch schon kurz vor der Eröffnung Wahnsinniges geleistet. Wir hatten mehrere Rufumleitungen eingestellt und jeder Mitarbeiter konnte dann neue Termine vergeben und einplanen. Allerdings war es uns wichtig, dass wir erst die Kunden bedienen, die ja bereits Termine vereinbart hatten, wir aber wegen des Shutdown nicht bedienen konnten. Da gab es schonmal den ein oder anderen Widerstand am Telefon, da natürlich viele kommen wollten und das sofort! Ich denke, dass wir es für alle Kunden fair lösen konnten.
Neben sämtlichen Hygienevorschriften haben wir jeden zweiten Platz gesperrt und die Mitarbeiter in zwei Teams aufgeteilt. Diese arbeiten im täglichen Wechsel, um die Anzahl der Personen im Salon so niedrig wie möglich zu halten und das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Zu alledem müssen wir einen Hygieneaufschlag von 5 Euro im ColorCode und 3 Euro im Haircraft pro Person erheben. Dies dient natürlich nicht zur Gewinnmaximierung, sondern um die zusätzlichen Mehrkosten, die sehr hoch sind, auszugleichen.
IN: Was sagen Ihre Kunden dazu?
Chris Coenen: Die meisten Kunden haben dafür Verständnis, aber es ist auch immer wieder erklärungsbedürftig. Der Mehraufwand ist schon enorm! Mal abgesehen von den ganzen Hygieneartikeln, wie z. B. hochwertiges, schnell wirksames Desinfektionsmittel für die Hände (Sterillium), Desinfektionsmittel für Flächen und Böden, Masken und Handschuhe, die wir in großen Mengen brauchen, ist der Zeitaufwand für die zusätzliche Reinigung nicht zu unterschätzen. Mind. jeder zweite Platz / wenn nicht sogar mehr (aufgrund der Schichtarbeit) können nicht belegt werden. Die größte Problematik ist, dass ich aufgrund der zwei Teams täglich ja nur 50% meiner Belegschaft einsetzen kann.
Und ich denke, dass es alles noch im Rahmen liegt. Deutschlandweit haben Friseure ihre Preise im Durchschnitt pro Dienstleistung um 7 - 10 % erhöht! Ich kenne Kollegen die zum teil pro DL 20% mehr nehmen. Wir wollen das nicht und wollen fair und transparent bleiben. Deswegen zahlen die Kunden nicht pro DL mehr, sondern einen Pauschalbetrag pro Besuch.
IN: Wie bekommen Sie dann die Termine Ihrer Kunden unter einen Hut?
Chris Coenen: Natürlich wollen wir keinen nach Hause schicken, um die Termine im Schichtbetrieb zu entzerren und genug Zeit zu haben, um alles zwischendurch zu desinfizieren. Wir haben unsere Öffnungszeiten erweitert und öffnen nun montags bis samstags jeweils durchgehend von 9 - 20 Uhr. Wir hoffen hier und da auf ein wenig Verständnis seitens unserer Kundschaft, denn je nachdem, wie die Teams zusammengestellt sind, ist die Wunschstylistin möglicherweise zum Wunschtermin nicht vor Ort. Wie meine Mutter Monika Coenen, die von vielen vermisst wird. Aufgrund von gesundheitlichen Vorschädigungen sehen wir sie lieber zu Hause, um sie nicht einem unnötigen Risiko auszusetzen – wie gesagt, die Gesundheit steht bei uns an erster Stelle.
IN: Wie blicken Sie weiterhin nach vorne?
Chris Coenen: Wir tun alles, dass es läuft wie gehabt und der Kunde sich noch sicherer fühlen kann, als es sowieso schon der Fall ist. Mehr Sicherheit bedeutet mehr Vertrauen und auch mehr Wohlbefinden. Das ist die Nachricht, die wir in dieser Zeit transportieren wollen. Wir aktualisieren all unsere Online-Plattformen regelmäßig, um Kunden rechtzeitig über Neuerungen zu informieren. Ich persönlich mache regelmäßig zum Schutz meiner Kunden und meines Teams einen Coronatest. Als Vorsichtsmaßnahme messen wir an der Rezeption mit einem kurzen Stirnscan die Temperatur aller Besucher, um Fieber auszuschließen.
IN: Was wünschen Sie sich von Ihrer Kundschaft?
Chris Coenen: In erster Linie, dass wir weiterhin so ein positives Feedback für unsere jetzige Mehrarbeit bekommen, dass die Kunden uns treu bleiben und Verständnis und Geduld für unsere aktuellen Maßnahmen haben. Natürlich auch für den leider zu kalkulierenden Hygienezuschlag, den wir natürlich sofort streichen, sobald sich die Situation entschärft hat. Gerne möchte ich mich auf diesem Weg bei meinen Mitarbeitern aus meinen Salons für ihren absolut professionellen Umgang mit dieser doch sehr schweren Situation gerade im Salonalltag bedanken! Sie leisten jeden Tag Großes, damit die Kunden sich wohlfühlen!
Und vor allem möchte ich mich bei unseren Kunden für ihr entgegengebrachtes Vertrauen und ihre Unterstützung ganz herzlich bedanken.
Eschenweg 8 · Kleinenbroich
Tel. 02161.670416 · www.colorcodecoenen.com
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 -20.00 Uhr