© Foto: Ruth Wiedner-Runo
Vielen ist die Ur-Glehnerin Marianne Förster bekannt, die seit über 40 Jahren nicht nur Kinderbücher,
sondern auch exklusive Glückwunschkarten, Geschichten, Mundartbücher und Gedichte verfasst, die von
renommierten Verlagen bisher millionenfach verkauft wurden. Oft sind es Geschichten, die das Leben schreibt, so wie die nachfolgende aktuelle Story über das Geschehen rund um Ihr Gedicht „Klopapier-Hymne“.
Irgendwann hörte ich, wie sich jemand sehr abfällig über Klopapier äußerte: „Klopapier, was soll das ganze Buhei? Alle Supermarkt-
Regale sind ratzeputz leergefegt. Gehortet wird auf Deubel komm raus. Ich stopfe erst mal Wichtigeres in meine Kühltruhe.“ Das konnte ich aber nicht so stehen
lassen. Ich wollte diesen überheblichen Nichtwisser kurz und bündig aufklären. Er sollte erfahren, was alles passieren kann, wenn Klopapier fehlt. Ich kam aber gar nicht dazu, denn er machte sich schnellstens vom Acker. Ich eilte nach Hause und saß in Nullkommanichts an meinem Computer. Meine Schnapp-Atmung löste sich, als ich die ersten Sätze rausgeschrieben hatte. Es wurde eine heitere, derb-radikale Klopapier-Hymne.
Ich stellte die Hymne auf meine Webseite und dann ging’s los. Aus allen Ecken und Kanten unseres Landes gab`s Reaktionen, alle voll des Lobes. Da bot es sich
einfach an, etwas mehr daraus zu machen. „Ich bin doch u.a. auch eine erfolgreiche Werbetexterin“, dachte ich. „Diese Klopapier-Hymne müssen die Hersteller auch bekommen.“ Gesagt, getan. Alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt.
Eine gute Freundin war sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Sie bot sich gleich an, mir zu helfen, und machte 14 Briefe postfertig. Die Adressen hatte sie im Vorfeld selbst ausgesucht. Die Hymne, aus der wir inzwischen ein ansehnliches Heftchen gemacht hatten, wurde mit einem informativen Anschreiben auf die Reise geschickt.
Nach etwa einer Woche klingelte es bei mir an der Haustür. Ich dachte: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Und so öffnete ich die Tür nur einen Spaltbreit. Was da stand, konnte ich nicht genau erkennen - nur zwei Beine, die in Männerschuhen steckten. „Hallo, Frau Förster“, hörte ich eine keuchende Männerstimme. „Ich habe hier eine Riesen-Sendung Klopapier für Sie. Das muss aber sicher ein Irrtum sein. Das ist bestimmt eine Verwechslung des Herstellers.“ Ich war baff. Tatsächlich alles Klopapier. Das war durch die Klarsicht-Verpackung gut zu erkennen. Ich erklärte dem bepackten Postboten, dass alles seine Richtigkeit habe.
Ich erntete Kopfschütteln. Da erzählte ich ihm kurz, was ich angezettelt hatte. Er lächelte und meinte: „Dann muss ich künftig bei Ihnen wohl noch mehr Klopapier abladen, aber das schaffe ich schon.“
Der freundliche Postbote hatte sozusagen schon den totalen Durchblick. Zum Dank las ich ihm meine Klopapier-Hymne vor und wir hatten Spaß satt. Nach und nach trafen noch viele Werbe-Dankgeschenke bei mir ein. Auch andere brauchbare Kosmetik-Artikel befanden sich darunter. Es war eine spannende Zeit, meine Klopapier-Ära mit glücklichen Momenten, und das in traurigen Corona-Zeiten. Es war ein Wohlfühlereignis. Ich ließ Freunde und Bekannte daran teilhaben.
Von den Überraschungspräsenten habe ich auch viele verschenkt, denn in traurigen Zeiten kann man jeden Frohmacher gebrauchen. Vielleicht, wenn wir Corona irgendwann mit Schimpf und Schande verjagt haben, wird irgendein pfiffiger Erfinder ein „Etwas“ anbieten, das saugt, frischpustet und entsorgt. Dann wird Klopapier eine Erinnerung sein. Bis dahin wird aber wohl noch viel, viel Wasser den Rhein hinunterfließen. Schau’n wir mal.
Übrigens, ich werde oft darauf angesprochen, ob denn die unglaubliche, sehr lustige Klopapier-Geschichte so passiert sei, wie sie im Ort kursiert?
Ja, ja - die Welt ist klein und geschwätzig…
Marianne Förster
Die „Klopapier Hymne“ und weitere Infos unter www.marianne-foerster.de