Große Gefühle brauchen nicht unbedingt viele Worte. Wahre Freundschaft, echte Zuneigung, eine besondere Verbundenheit, Liebe gar lassen sich durchaus auch im „Kleinformat“ erzählen. Davon legen die „tiny love stories“ ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Jede der in diesem Bändchen versammelten 175 Geschichten zählt weniger als hundert Wörter. Jede erzählt eine Beziehungsgeschichte der besonderen Art: Enkel und Großvater, Mutter und Tochter, Mann und Frau, zwei liebende Frauen, Brüder, Herr und Hund – es sind die Gefühle für andere Menschen (oder Tiere), die dem Leben erst Farbe und Würze und Dynamik verleihen. Wie trist, wie belanglos und langweilig wäre unsere Existenz, wenn es nicht das Kribbeln im Bauch, die Empathie des Herzens, Dankbarkeit für oder Sehnsucht nach einem anderen Menschen gäbe.
Alle Geschichten in diesem wunderbaren – und keinesfalls nur als Geschenk für den Valentinstag geeigneten - Bändchen sind „wahre“ Geschichten, verfasst von Leserinnen und Lesern einer Kolumne in der New York Times. Manche dieser Geschichten sind zum Weinen schön, manche machen staunen angesichts ihrer literarischen Kunstfertigkeit. Liebenswerter Charme blitzt vor allem in jenen „love stories“ durch, in denen die ErzählerInnen eine gute Portion Humor und/oder Selbstironie beweisen, denn welche Beziehung könnte davon nicht eine gute Portion vertragen – oder, wie es in einer der Geschichten heißt: „Unsere Liebe hat gehalten; und besser noch: auch der Spaß“.
Rita Mielke
Daniel Jones/Miya Lee: Tiny love stories. München: Groh. 2022. 208 S., 12,00 Euro