Die Pandemie hat die Menschen dünnhäutig gemacht, die aktuellen Bilder und Nachrichten aus der Ukraine rauben uns den Schlaf. Auch die Lesegewohnheiten verändern sich: Während die einen jetzt mit großem Nachdruck die beeindruckende Vielfalt ukrainischer AutorInnen entdecken (und viele Titel vorübergehend vergriffen sind), suchen andere lieber „leichte Kost“, um für ein paar Stunden einmal das Weltgeschehen auszuklammern.
Rita Mielke hat für die unterschiedlichen Leseinteressen eine kleine Auswahl zusammengestellt – die wir Ihnen empfehlend ans Herz legen.
448 S., 13,00 €
Noch vor ein paar Wochen war der Donbass für uns alle weit weg. Das Kriegsgeschehen und die Nachrichten aus dem Osten der Ukraine haben uns Landschaft und Menschen nah ins Bewusstsein gerufen. Die perfekte Lektüre vor diesem Hintergrund bietet Andrej Kurkow, einer der prominenten ukrainischen Autoren, mit seinem Roman „Graue Bienen“. Schauplatz ist ein Dorf im Niemandsland der sogenannten Grauen Zone im Kampfgebiet zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Separatisten im Spätwinter 2016. Nur noch zwei Frührentner leben dort, der Hobbybienenzüchter Sergejitsch und Paschko, dessen Feind seit Kindheitstagen, abgeschnitten von der Welt, mit kaum mehr als dem Allernotwendigsten zum Leben – und deshalb auch aufeinander angewiesen. Als Sergejitsch an einem Frühlingstag beschließt, mit seinen Bienenstöcken dorthin aufzubrechen, wo die Tiere hoffentlich Ruhe und Frieden erleben können, nimmt das Buch rasant Fahrt auf. Und immer klarer tritt zutage, worum es geht: Die Bienenvölker in ihrem friedlichen Miteinander bilden – nicht nur für Sergejitsch - einen Gegenentwurf zur Realität im eigenen Land: Während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Dank Kurkows lakonisch-unaufgeregter Erzählweise das perfekte Buch zur Zeit!
Autobiografie. 256 S., 22,00 €
Die Schauspielerin Michaela May gilt als Inkarnation von Fröhlichkeit und positiver Lebenseinstellung. Im März hat sie ihren 70. Geburtstag gefeiert und zu
diesem Anlass eine Autobiografie veröffentlicht, die allerdings Welten entfernt ist von jenen „geschmeidigen“ Veröffentlichungen, wie sie bei anderen Prominenten zu solchen Anlässen beliebt sind. Denn Michaela May offenbart in diesem Buch erstmals die Tragödie ihrer Familie: Ihre drei Geschwister haben alle Suizid begangen. Als vor drei Jahren ihre Mutter verstarb, war für Michaela May der Zeitpunkt für die Aufarbeitung jener Familiengeschichte gekommen, über die bis dahin in der Familie immer geschwiegen wurde. Sie selbst war eine junge Frau, als sich in den 1970er Jahren erst ihre zwei älteren Brüder und dann ihre jüngere Schwester das Leben nahmen. Wie schafft man es, trotz einer solchen Tragödie als Mensch und Schauspielerin so lebensbejahend zu wirken? Vielleicht, sagt Michaela May, gerade weil ich „am eigenen Leib erfahren habe, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Und dass es nie wiederkommt, wenn es einmal gegangen ist.“ Ihr Beruf als Schauspielerin sei dabei eine große Hilfe gewesen. In neue Rollen zu schlüpfen, neue Leben zu erleben, habe sie immer wieder „elektrisiert“ und aus jedem dunklen Loch herausgeholt.
315 S., 16,00€
Das Buch zur beginnenden Gartensaison, eher augenzwinkernd und nicht ganz ernst gemeint, dafür mit wunderbar entspannendem Lesevergnügen. In Oberdistelbrunn, einem idyllischem Ort, halten Pater Ägydius, die pensionierte Lehrerin und Hobbygärtnerin Paula, ihre beherzte Nachbarin Berta und Bobo mit ihrem knallroten Sportflitzer sich mit ordentlich Klatsch und Tratsch bei Laune. Bis von einem Tag auf den nächsten die heile Dorfwelt zerbricht: Denn gleich drei Morde sind geschehen und stellen die Polizei vor ein Rätsel. Das ruft Paula und Berta auf den Plan, die sich mit ganz eigenen Methoden – und nicht zuletzt dank hervorragender Kenntnis über die Wirkung von (Gift-)Pflanzen – auf Mördersuche begeben… Klaudia Blasl, selbst stolze Besitzerin eines Giftpflanzengartens, hat die Zutaten für diesen Roman bestens gemischt: ein spannender Krimi, kompaktes Pflanzenwissen und zudem jede Menge Situationskomik und Wortwitz. Feinstes Lesevergnügen für alle, die Krimis gern auch mal ohne psychopathologische Charaktere und brutale Morde lesen mögen.