© Anikonaann - stock.adobe.com
Lesen hilft immer! Auch gegen trübe Herbststimmung draußen sind der heimische Lesesessel, ein schöner heißer Tee oder Kaffee – oder ein feines Gläschen Wein - und natürlich ein sorgsam ausgewähltes Buch ein absolut probates Heilmittel. Sie suchen „literarische“ Medizin gegen den November-Blues? Rita Mielke hat zwei Empfehlungen für Sie:
Carsten Henn: Der Geschichtenbäcker. 2022. 256 S., 15,00 €
Carsten Henn, der beliebte Krimiautor und Weinspezialist, kann auch ganz anders, wie er in diesem aktuellen Roman nachdrücklich beweist: „Der Geschichtenbäcker“ erzählt die Geschichte von Sofie, der durch einen Unfall tragisch aus ihrem Lebenstraum herausgeworfenen Balletttänzerin, und von Giacomo, dem italienischen Bäcker in einer kleinen Dorfbäckerei, in der Sofie notgedrungen einen Aushilfsjob übernimmt. Während Sofie beruflich wie privat mit ihrem Schicksal hadert, versucht Giacomo mit großer Geduld, sie in die hohe Kunst des Brotbackens einzuführen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehungsgeschichte der besonderen Art, die vor allem von der Lebensklugheit und der Weisheit Giacomos profitiert. So „einfach“ er auch gestrickt ist, so intensiv kennt er das Leben und weiß, dass es dort – wie beim Brotbacken – auf die richtigen Zutaten und auf jene Liebe ankommt, die ein Brot unverwechselbar und ein Leben einzigartig machen… Ein wunderbar poetisches, intensives und kluges Buch – und eine großartige Hommage an unser aller Brot, das man nach der Lektüre mit ganz neuem Bewusstsein genießen wird!
Moritz Matthies: Der Wald ruft. 2021. 336 S., 11,95 €
Heiterkeit ist immer noch ein perfektes Gegenmittel gegen trübe Stimmung. Gut gemachte heitere Bücher sind – leider – selten. Aber dieser Roman ist eine absolute Empfehlung wert: Hinter dem Pseudonym Moritz Matthies verbergen sich die beiden Autoren Hans Rath und Edgar Rai, zwei Profis, die für eine höchst skurrile Geschichte mit „gehobenem“, teilweise bösem Witz sorgen. Sie erzählen die Geschichte eines Erdmännchen-Clans aus dem Berliner Zoo, der in den hohen Norden, nach Oslo in eine Tierhandlung verkauft werden soll. Um diesem Schicksal zu entgehen, flieht der Clan – und landet in einem Wald. Dort müssen sie lernen, dass die Tiere des Waldes sie keineswegs mit offenen Armen aufnehmen: Der deutsche Wald gehört den deutschen Tieren, bringt es Keiler Hermann auf den Punkt. Erdmännchen, ursprünglich aus der afrikanischen Savanne kommend, haben da doch nichts zu suchen… Die aus der Sicht von Ray, einem der besonders gewitzten Erdmännchen, erzählte Geschichte nimmt rasant Fahrt auf… Denn der Wald ist alles andere als ein Paradies. Hier geht es zu wie bei den Menschen, also häufig ziemlich übel. Wunderbar erheiternd zu lesen, mit ernstem gesellschaftspolitischen Hintergrund, der aber geradezu leichtfüßig daherkommt. – Wer Spaß an der Geschichte findet: Es gibt noch eine Reihe weiterer
„Erdmännchen“-Romane zu entdecken…