Woman resting with glass of red wine and book near fireplace
© Alexander Raths - stock.adobe.com
Wie farblos wäre ein Gabentisch ohne Bücher? Und wie langweilig wären die Feiertage und die Tage „zwischen den Jahren“, wenn man sie sich nicht mit anregender Lektüre versüßen könnte. Bücher „funktionieren“ immer: zur Entspannung und zur Anregung, zur Ablenkung und zum Trost, für das Herz und gegen den Winterblues, um den Kopf herauszufordern und den Blick über den eigenen Tellerrand zu weiten! Um Ihnen bei der Auswahl eines passenden Buches für Ihre Lieben – oder für sich selbst - behilflich zu sein, haben wir auch in diesem Jahr aus der Fülle der Neuerscheinungen wieder eine kleine handverlesene Zusammenstellung erarbeitet, die Empfehlungen für unterschiedlichste Interessen bereithält.
Lese- und Geschenktipps von Rita Mielke.
Interessiert an weiteren Buchtipps? Einen Adventskalender mit 24 Lesetipps – Roman, Krimi, Sachbuch – gibt es auch in diesem Jahr wieder in Form eines täglichen Newsletters, für den Sie sich unter in.medium@t-online.de anmelden können.
Simenon: Weihnachten in Paris. Zürich: Kampa. 2023. 160 S., 12.- €
Auf dem Cover steht nur noch „Simenon“ – kein Wunder, denn der in Lüttich geborene Autor gilt als „meistgelesener, meistübersetzter, meistverfilmter“ Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 75 Maigret-Romane und weitere 117 (Kriminal-)Romane umfasst sein Lebenswerk. Aber er beherrschte auch meisterlich die „kleine“ Form der Erzählung – wie dieser Band mit zwei Weihnachtsgeschichten eindrucksvoll beweist: In der ersten erleben wir die Heilige Nacht aus dem Blickwinkel der diensthabenden Inspektoren in der Pariser Einsatzzentrale der Polizei – und einen Polizisten, der sich plötzlich mit Bruder und Neffe als Verdächtigen in einem Mordfall konfrontiert sieht. „Das kleine Restaurant bei der Place des Ternes“ erzählt von einem Suizid ebendort – und davon, wie diese schreckliche Tat zwei Frauen zusammenbringt – und ein kleines Weihnachtswunder auslöst… Simenon ist auch hier ein wunderbarer Poet der leisen Töne, der seinen Figuren stets hinter die Stirn und in die (Un-)Tiefen ihrer Seele schaut.
Kurt Kotrschal: Der Wolf und wir. Wien: Brandstätter Verlag. 2022. 240 S., 25,- €
Der Wolf ist zurück – auch hier am Niederrhein. Schäfer und Landwirte sind wenig begeistert. Naturschützer freuen sich. Einer von ihnen, der österreichische Verhaltensforscher Kurt Kotrschal, hat der Jahrtausende alten Beziehungsgeschichte zwischen Wolf und Mensch ein ganzes Buch gewidmet. Dass es ohne Wölfe unser liebstes Haustier, den Hund, nicht gäbe, dass Menschen in ihren Anfängen als Sammler und Jäger eine Art „Arbeitsgemeinschaft“ mit Wölfen eingingen, dass der Wolf in der weiteren Entwicklungsgeschichte dann aber zur Projektionsfläche für irrationale Ängste („der Böse“ und „das Böse“) wurde: All das vermittelt Kurt Kotrschal auf ebenso anschauliche wie sachkundige Art und Weise. Er selbst hat Wölfe von Hand aufgezogen. Und so sehr er die Probleme der Weidetierhalter verstehen kann, so nachdrücklich
befürwortet er die Rückkehr der Wölfe und liefert dafür bedenkenswerte Argumente. Sein Fazit: „Der Mensch bleibt des Menschen
gefährlichster Wolf.“
Brigitte Riebe: Eifelfrauen. Das Haus der Füchsin. Hamburg: Wunderlich. 2023. 480 S., 23.- €
Johanna ist die jüngste – und verwöhnte – Tochter der Trierer Tabakfabrikantenfamilie Fuchs. Als sie 1920, am Tag ihrer Volljährigkeit, davon erfährt, dass sie das Haus einer verstorbenen Tante im (fiktiven) Eifeldorf Altenburg geerbt hat, fällt sie aus allen Wolken: Denn über Tante Lisbeth, die „Füchsin“, ist in ihrer Familie nie gesprochen worden. Gegen den Widerstand ihrer Familie zieht Johanna in das Eifelhaus – und richtet sich ein im zurückgezogenen Leben mit Garten und Tieren. Als sie dem Geheimnis ihrer Tante auf die Spur kommt, bricht sie mit ihrer Familie! Als der aufziehende Nationalsozialismus auch das kleine Altenburg erreicht, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei. Aber Johanna ist eine starke Persönlichkeit, so wie es ihre künstlerisch begabte Tante auch war …. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin. Nach ihren historischen Berlin-Romanen richtet ihr neues Buch den Blick auf die Provinz, auf die Eifel, wohin es die Autorin seit den 1970er Jahren regelmäßig zieht. Historische Zusammenhänge und eine hoch spannende Handlung verknüpft sie zu einer mitreißenden Geschichte: Ein Buch mit Suchtgefahr!
Martina Parker: „Ausg’stochen. Gartenkrimi. Meßkirch: Gmeiner. 2023. 378 S., 18,50 €
Es ist Vorweihnachtszeit im Burgenland, dort, wo die Österreicherin Martina Parker ihre höchst erfolgreichen Gartenkrimis rund um Lokalreporterin Vera Horvath und den Klub der grünen Daumen angesiedelt hat. Dieses Mal trifft es ausgerechnet den Bürgermeister: Mausetot liegt er unterm Weihnachtsbaum des Adventmarkts. Was niemanden wundert: denn so mancher hatte mit ihm eine Rechnung offen. Eher schon erregt die Gemüter, was bei den Recherchen ans Licht kommt – dass nämlich die Bürgermeister-Witwe in aller Heimlichkeit erotische Literatur verfasst hat.
Und dann ist da noch jener Unbekannte, der mit einem Schmuckstück von Haus zu Haus zieht und eigenartige Fragen stellt. Mehr als genug zu tun also für die schrullige Hilda und die anderen grünen Klub-Damen, die ja auch noch mit ihren Gärten im Winter und den kulinarischen Vorbereitungen fürs Fest beschäftigt sind …. Wunderbar unblutig, komisch, mit praktischen (Garten-) und sonstigen Tipps – eine perfekt entspannende Lektüre an/nach stressigen (Vor-)Weihnachtstagen!
Emma Thompson/Axel Scheffler: Jims brillante Weihnachten. Weinheim: Beltz & Gelberg. 2023. 76 S., 17,- €
„Dame“ Emma Thompson, wie sich die hochdekorierte und von Queen Elizabeth geadelte Schauspielerin nennen darf, hat ihr erstes Kinderbuch verfasst. Es basiert auf einer wahren Geschichte, denn „Jim“, den Museumshund, hat es Ende des 19. Jahrhunderts im Victoria and Albert-Museum wirklich gegeben. Und auch die Tatsache, dass der Museumsdirektor, Jims „Herrchen“ Sir Henry Cole, als „Erfinder“ der ersten Weihnachtspostkarte Geschichte geschrieben hat, ist historisch verbürgt. Aus alledem entwickelt die englische Schauspielerin eine zauberhafte Geschichte, in denen eine Brille, nein „ein Brill“ für altersschwache Hundeaugen, eine zentrale Rolle spielt.
Wunderbar illustriert von „Grüffelo“-Illustrator Axel Scheffler, ist dieses Buch ein Seh- und (Vor-)Lesegenuss für alle, die im Herzen jung (geblieben) sind! Und für Hundefreundinnen und -freunde sowieso!