Natasha Korsakova ist griechisch-russischer Abstammung, wurde in eine Musikerfamilie hineingeboren und begann im Alter von 5 Jahren mit dem Violinspiel. Heute ist sie weltweit gefeierte Violinistin, tritt in allen großen Häusern und mit den renommiertesten Orchestern auf. Ihr Spiel hat die „Süddeutsche” einmal als „sündhaft schönes Hörerlebnis” bezeichnet. Damit nicht genug, verfasst sie auch noch Romane, Kriminalgeschichten, von denen die ersten zwei bereits in viele Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden.
Der neue Krimi heißt „Di Bernardo”, spielt in Rom und, wen wundert’s, in Musikerkreisen. Neben der Basilica di San Giovanni in Laterano hat sich ein grausamer Doppelmord ereignet. Alessandro Ferro, ein bekannter römischer Komponist, liegt tot in einer riesigen Blutlache, eine Pistole in der Hand. Nur wenige Schritte von ihm entfernt liegt eine tote junge Frau, die nur wenige Meter entfernt von ihm erschossen wurde – allen Anschein nach von Alessandro selbst.
Commissario Di Bernardo, der zusammen mit seinem Ispettore Roberto Del Pino schon in den beiden früheren Krimis von Natasha Korsakova („Tödliche Sonate“ und „Römisches Finale“) ermittelt hat, übernimmt den Fall. Je mehr Details er zusammenträgt, desto rätselhafter wird das Ganze: In welcher Beziehung stand Alessandro Ferro zu der jungen getöteten Frau, die aus Rumänien stammte, schwanger war und in einer alteingesessenen Bogenbauerwerkstatt eine Anstellung gefunden hatte? Warum verhalten sich die Inhaber der Werkstatt so einsilbig und merkwürdig verschlossen? Und welche Rolle spielt Alessandros Ex-Freundin Elisa – eine Geigerin, die mit Umweltaktivisten sympathisiert, die sich gegen illegalen Holzhandel starkmachen?
Natasha Korsakova erläutert in einem instruktiven Nachwort, wie viel Bezug sie selbst zum eigentlichen Thema des Krimis hat: Denn darin geht es um eine „Holz-Mafia“, die in Südamerika ebenso beheimatet ist wie zum Beispiel in Rumänien oder Italien. Ihr Geschäft ist das seltene und inzwischen weltweit unter Schutz gestellte Fernambuk-Holz, das speziell für den Bau von Geigenböden eingesetzt wird, weil seine Beschaffenheit dafür ideale Voraussetzungen bietet. Die Jahrzehnte lang rücksichtslose Abholzung der Bäume, die nur in Brasilien wachsen, hat enorme Begehrlichkeiten geweckt – und kriminelle Akteure auf den Plan gerufen. Wie das mit den beiden Morden im Roman zusammenhängt, lässt Natasha Korsakova ihre LeserInnen erst nach und nach begreifen, denn ihre Kommissare folgen lange völlig falschen Spuren. „Di Bernardo“ ist ein atmosphärisch dichter Rom-Krimi, mit einer spannend konstruierten Handlung und einer Fülle an gut eingeflochtenen Informationen zu einem Thema, mit dem die meisten, wenn sie denn nicht selbst Geigenvirtuosen sind, bisher eher selten Berührung gehabt haben dürften.
Rita Mielke
Natasha Korsakova: Di Bernardo. Wien: Septime Verlag. 2023. 265 S., 24 €