Was verbindet Leslie Malton und Andrea Sawatzki, Christian Berkel und Denis Scheck, Elke Heidenreich und Gisela Steinhauer? Sie allen waren im Lauf der vergangenen zehn Jahre schon einmal in Korschenbroich zu Gast. Und nicht nur sie: Insgesamt rund hundert prominente Autorinnen und Autoren, Sprecherinnen und Sprecher, Schauspielerinnen und Schauspieler sind der Einladung des „Korschenbroich liest e.V.“ zu einer Lesung abseits der großen Literaturorte gefolgt und konnten dabei ein ebenso neugieriges wie kundiges und engagiertes Publikum kennenlernen.
Mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher, aus Korschenbroich selbst ebenso wie aus der umliegenden Region, haben in diesen Jahren bewiesen, dass literarisches Leben auch „im ländlichen Raum“ auf gewaltigen Zuspruch stößt.
Diese Erfolgszahlen geben dem Konzept recht, mit dem die Initiatorin Rita Mielke schon 2008 angetreten war, als sie zu einer Kinderbuchausstellung im Museum Kulturbahnhof ein begleitendes Literaturprogramm konzipierte – wohl wissend, dass es zwar musikalische und künstlerische Veranstaltungen in Korschenbroich gab, aber bis dahin noch kein kontinuierliches Lesungsangebot.
2014 dann folgte der nächste Schritt: die Gründung eines eigenen Träger- und Fördervereins! Dieser Zusammenschluss privater Unterstützer ist für den Verein – neben den beiden „Haupt“-Sponsoren, der Sparkasse Neuss und „westenergie“ - die zweite wichtige Säule, um jährlich ein attraktives Programm zu konzipieren und dabei auch renommierte Gäste nach Korschenbroich zu holen. Denn um die teilweise doch beträchtlichen Honorare nicht komplett auf die Eintrittspreise umlegen zu müssen, bedarf es eines finanziellen „Unterbaus“. „Uns ist es wichtig, mit moderaten Eintrittspreisen zu punkten, damit das literarische Leben in unserer Stadt für alle zugänglich ist“, sagt Rita Mielke, die als Literaturwissenschaftlerin und Journalistin die Kontakte zu den prominenten Gästen pflegt und aus der Fülle der jährlichen Neuerscheinungen ein abwechslungsreiches Programm für die unterschiedlichen Lese-Interessen zusammenzustellen versucht.
Mehr als fünfzig Fördermitglieder unterstützen den Verein inzwischen mit ihrer Jahresspende – viele kennen sich untereinander, sind regelmäßig zu Gast und erfreuen sich an dem „familiären“ Ambiente, das die Korschenbroicher Veranstaltungen auszeichnet. Im Jubiläumsjahr erwartet sie und alle anderen Gäste von September bis Dezember ein kompaktes Angebot mit vielen prominenten Namen – von Ewald Arenz und Anne Gesthuysen über Joe Bausch und Jürgen Wiebicke bis zu Denis Scheck und Helmut Gote, der zum Jubiläum Deutschlands prominentesten Gesundheitswissenschaftler Professor Ingo Froboese mit nach Korschenbroich bringt.
Das Motto des diesjährigen Programms lautet „miteinander“: Denn angesichts einer angespannten Weltlage, angesichts von Spaltungstendenzen allenthalben und immer mehr gesellschaftlichem Auseinanderdriften gilt es, sich auf das zu besinnen, was – trotz allem – gemeinsame Lebens-Werte schafft. Und Literatur leistet dazu einen erheblichen Beitrag!
Fr., 6. Sept., 19.30 Uhr Eintritt 16€
Kirche Herz-Jesu Herrenshoff, Schaffenbergstraße
Joe Bausch – „Verrücktes Blut Oder: Wie ich wurde, der ich bin“
Das persönlichste Buch des beliebten TV-Stars und Bestsellerautors Joe Bausch – seine bewegende Kindheit im Nachkriegsdeutschland. Mit aller Härte, die der Vater für nötig hält und die ihm selbst widerfahren ist, erzieht er den Sohn zum Hoferben. Doch der will kein Bauer werden und nichts wie weg aus dem Westerwald, raus aus der Welt der Enge und Verlogenheit. In seinem neuesten Buch spricht Joe Bausch erstmals über die Zeit, in der er tiefste Demütigung, Gewalt und Übergriffe erleben musste. Joe Bausch, Jahrgang 1953, arbeitete über dreißig Jahre lang als Leitender Regierungsmedizinaldirektor in der Justizvollzugsanstalt Werl und ist bekannt als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth im Kölner Tatort.
Sa., 14. Sept., 15.00 Uhr Eintritt 8€
AZURIT Seniorenzentrum, Hindenburgstr. 60
„Lesen & Erzählen“: Wenn eine(r) eine Reise tut Lesung & Moderation: Rita Mielke
Mit Texten u.a. von Elke Heidenreich, Roger Willemsen, Jan Weiler u.a.
Erinnern Sie sich an ihren allerersten Urlaub – als Kind? An die erste Reise mit den eigenen Kindern? An besondere, kuriose, abenteuerliche Begegnungen und Erfahrungen? An diesem Nachmittag wollen wir in gemütlicher Runde Reiseerinnerungen austauschen, über Nähe und Ferne, Heimat und Fremde, Wegsein und Heimkommen nachdenken und uns dabei von prominenten Reisenden und deren Geschichten inspirieren lassen.
Do., 19. Sept., 19.30 Uhr Eintritt 10€
Pfarrzentrum St. Andreas, Kirchplatz 2a,
Jürgen Wiebicke – „Erste Hilfe für Demokratie-Retter“
Unsere liberale Demokratie ist in Gefahr. Radikale Abgeordnete und Sympathisanten haben keine Hemmungen mehr, völlig unverhohlen ihre Gesinnung zu zeigen, und sie treiben die demokratischen Kräfte vor sich her. Wie können wir unsere Demokratie und die offene Gesellschaft verteidigen gegen die immer radikaler und dreister werdenden Verächter – auch jenseits der Wahlkabine und der Großdemonstrationen? Wie andere ermutigen, mitzumachen? Der Journalist Jürgen Wiebicke gibt uns griffige Regeln an die Hand, mit deren Hilfe jeder von uns jederzeit anfangen kann. Vor der eigenen Haustür. Im Alltag. Denn, und daran müssen wir uns immer wieder erinnern: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, wir müssen sie immer wieder aufs Neue verteidigen. Jürgen Wiebicke lebt als freier Journalist in Köln. Er gehört zu den Programm-Machern der phil.Cologne, des Internationalen Festivals der Philosophie. In den vergangenen Jahren hat er eine Reihe sehr unterschiedlicher Bücher veröffentlicht von »Dürfen wir so bleiben, wie wir sind? Gegen die Perfektionierung des Menschen – eine philosophische Intervention« über »Zu Fuß durch ein nervöses Land – auf der Suche nach dem, was uns zusammenhält« bis zu »Sieben Heringe. Meine Mutter, das Schweigen der Kriegskinder und das Sprechen vor dem Sterben«.
Do., 26. Sept., 19.00 Uhr Eintritt 10€
Museum Kulturbahnhof, Am Bahnhof 2,
Tom Saller „Ich bin Anna“ »Denn ich bin frei. Bin Anna. Bin ich.«
Wien im Kriegswinter 1917/18: Sigmund Freud plant, sein analytisches Erbe an seine jüngste Tochter weiterzugeben. Doch Anna kämpft ihren eigenen Kampf. – Denn tief in ihrem Inneren strebt Anna Freud nach Unabhängigkeit vom schier übermächtigen Vater. Als Nesthäkchen lebt sie noch immer daheim, als der Erste Weltkrieg die Menschen blind macht. So etwa einen von Sigmund Freuds wenigen Patienten: Ludwig Stadlober kann nach einem Senfgasangriff nicht mehr sehen und sucht Hilfe beim berühmten Analytiker. Hinter seinem Rücken trifft sich Anna mit dem unsicheren Mann. Behutsam erkunden beide die eigenen Bedürfnisse. Doch zunehmend machen sich bei Anna verdrängte Triebe bemerkbar, sodass das Unglaubliche geschieht: Sigmund Freud nimmt die eigene Tochter in Therapie. Zwanzig Jahre später. Die Nazis marschieren 1938 in Österreich ein. Anna und Stadlober begegnen sich erneut, und plötzlich geht es um das Überleben der Familie Freud. – Virtuos und anschaulich erzählt Tom Saller die Geschichte einer therapeutischen Dreiecksbeziehung, der Entdeckung des Todestriebes und der Selbstbehauptung von Anna Freud. Bestsellerautor Tom Saller ist von Haus aus Psychiater und Psychotherapeut. 2018 erschien sein Debütroman Wenn Martha tanzt (mit dem er auch in Korschenbroich zu Gast war) und wurde umgehend ein großer Erfolg. Er lebt, schreibt und arbeitet in eigener Praxis im Bergischen Land bei Köln.
Karten zu allen Veranstaltungen sind in der Buchhandlung Barbers erhältlich - Tel. 02161.99 99 849