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Was wäre der schönste Urlaub ohne ein Buch, das man sich abends zum kühlen Getränk gönnen – oder mit dem man sich einen Regentag ‚versüßen‘ kann? Lesen im Liegestuhl – egal, ob zu Hause oder in der Ferne – das geht immer! Und an einem passenden Buch sollte es auch nicht mangeln – hier ein paar Lesetipps mit Sommer-Sonne-Urlaubs-Feeling von Rita Mielke
Katharina Eigner: Walzertod.
Meßkirch: Gmeiner. 2025. 363 S., 17,50 €
Maria Jelenko: Die Johann-Strauss-Verschwörung.
Köln: emons. 2025. 288 S., 16,00 €
Am 25. Oktober jährt sich der 200. Geburtstag des legendären Wiener Walzerkönigs Johann Strauss. passend zum Jubiläum gewähren zwei historische Krimis Einblick in die gar nicht immer so beschwingte Lebensgeschichte des Musikers. Katharina Eigner entführt nach Wien in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo mehrere Frauenmorde die Stadt in Atem halten. Auch in der Familie Strauss brodelt es: Der untreue und von der Mutter seiner Kinder längst getrennt lebende Vater und der ehrgeizige Sohn, der dem Vater-Konkurrenten um jeden Preis den musikalischen Rang ablaufen will, sorgen für jede Menge Familiendramen.
Maria Jelenko wiederum rückt in ihrem Krimi eine ebenfalls wenig bekannte Episode aus dem Leben Johann Strauss‘ in den Mittelpunkt: dessen Reise zum Weltfriedensfest nach Boston. Während der Reise fühlt sich Strauss zunehmend beobachtet und verfolgt. Dann geschieht in nächster Nähe ein Mord und ein geheimnisvoller ‚Beschützer‘ heftet sich an Strauss‘ Fersen, dem der Walzerkönig aber nicht wirklich trauen mag… Beide Krimis bieten jeweils einen detaillierten Einblick in das Leben des berühmten Komponisten, seine Werke und seine Bedeutung für die Musikwelt und zeichnen mit leichter Hand ein authentisches Bild des 19. Jahrhunderts und seiner Kultur. Für Krimifans mit musikalischem und historischem Interesse eine unbedingte Empfehlung.
Victor Lodato; Honey.
München: C.H. Beck. 2024. 464 S., 26,- €
Schauspielerinnen beklagen sich oft darüber, dass ältere Frauen im Film allenfalls als demente Greisin oder kittelschürzentragende Oma vorkommen. Das ist im Roman nicht ganz anders. All diese Klischees jedoch wischt Honey mit einem Fingerschnipsen beiseite. Sie ist „80 und ein paar Jährchen“, geistig auf der Höhe, attraktiv, temperamentvoll, emanzipiert. „Man muss stark sein, um zu leben, und noch viel stärker, um zu sterben“, lautet ihr Motto. Daher ist sie fest entschlossen, angesichts ihres Alters den eigenen Tod penibel vorzubereiten, zuvor jedoch die „Dinge des Lebens zu Ende zu bringen“. An der Reise zurück in die Heimat und der begleitenden Aufarbeitung der eigenen Lebensgeschichte lässt Victor Lodato seine LeserInnen aus dem Blickwinkel der Protagonistin intensiven Anteil nehmen. Selbstironie und jede Menge feiner Humor lassen dabei auch die eher bedrückenden Kapitel noch leichtfüßig daherkommen. Ein großes Lesevergnügen mit einer außergewöhnlichen „grande dame“ als Begleitung erwartet uns!
John Sutherland: Schauplätze der Weltliteratur.
Freiburg: Herder. 2025. 256 S., 32.- €
Muss man in Davos gewesen sein, um Thomas Manns „Zauberberg“ zu verstehen? Oder in Pont Aven, um sich in Jean-Luc Bannalecs Bretagne-Krimis zurechtzufinden? Nein, natürlich nicht – zumal „literarische Orte“ immer auch Orte der Fantasie sind, dem Blickwinkel des jeweiligen Autors/der Autorin entsprungen, mit realen Details angereichert – aber eben keinesfalls als „Reiseführer“ zu realen Orten gedacht. In diesem Sinn darf man sich dem Kopfkino, zu dem dieser Band einlädt, mit großem Vergnügen überlassen: Mehr als 70 (welt-)literarische Orte werden vorgestellt – und laden dazu ein, die zugehörigen Romane vielleicht noch mit auf den Sommer-Lesestapel zu packen: von Emily Brontes „Sturmhöhe“ bis F. Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ und von Daphne du Mauriers „Rebecca“ bis Carlos Ruiz Zafons „Der Schatten des Windes“.
Anne C. Voorhoeve: Chicken impossible.
Köln: emons. 2025. 320 S., 14.- €
Allerfeinstes Sommer-Lesevergnügen, leicht, aber keineswegs platt, bietet dieser „Krimi aus dem Hühnerstall“. Er erzählt von zwei betagten Schwestern, Helene und Hilde, die ihr Leben lang kein gutes Verhältnis zueinander hatten, aber auf ihre alten Tage wieder gemeinsam im Elternhaus miteinander zurechtkommen müssen. Das geht nicht gut – am Ende wird die eine die andere ermorden. Der Mord erschüttert die gesamte Siedlung und scheint allen unerklärlich. Nur die vier Hühner, die Helene angeschafft hat, könnten aus dem Nähkästchen plaudern, wenn man ihnen denn zuhören würde…. Durch ihre eigenen Hühner zu diesem Buch inspiriert, erzählt Anne Voorhoeve die Geschichte der beiden ungleichen Schwestern mit viel psychologischem Feingefühl und verleiht den wunderbaren Hühnern auch eine (wunderbar dialektgefärbte) Stimme. Ein köstliches Lesevergnügen mit gut aufgebauter Spannung bis zum Show-down-Finale!
Vincent Moissonnier: Ein Tisch am Fenster.
Köln: Kiepenheuer & Witsch. 2025. 332 S., 25,- €
Um sich ein bisschen Frankreich auf der Zunge zergehen zu lassen, braucht es keine weite Anreise. Ein Ausflug nach Köln reicht dafür aus. Denn dort, im Agnesviertel, liegt das „Le Moissonnier“, ein Restaurant (inzwischen Bistro mit reinem Mittagsbetrieb), das unter Gourmets Kultstatus genießt. Vor fast vierzig Jahren von Vincent Moissonnier und seiner Frau Liliane gegründet, erzählt es Gastronomie-Geschichte der besonderen Art. Und die kann man jetzt nachlesen in einem Buch, das einen höchst spannenden Blick hinter die Kulissen der Spitzengastronomie wirft. Wie Vincent Moissonnier, der seine Kinderjahre in Burkina Faso verbrachte, die Hotelfachschule abbrach und sich selbst in der Rückschau gern als jugendlichen „Lümmel“ bezeichnet, dann auf Umwegen doch in der Gastronomie landete, wie er sein Restaurant weit über die Grenzen der Domstadt bekannt machte und was alles erforderlich ist, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten – all das lässt sich in diesem Buch ebenso vergnüglich wie anregend und anekdotenreich nachlesen. – Und für die, denen beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft, gibt es sogar ein paar Rezepte zum Nachkochen am eigenen Herd. Ein wahrhaft opulentes Lesevergnügen!